Bei Port International nehmen wir unsere Verantwortung für die Umwelt und die Menschen, mit denen wir arbeiten, sehr ernst. Unser Ziel ist es, nicht nur frisches und qualitativ hochwertiges Obst und Gemüse an unsere Kunden zu liefern, sondern auch sicherzustellen, dass jeder Schritt in unserer Lieferkette ethisch vertretbar und sozial nachhaltig ist. Ein wesentlicher Bestandteil sozialer Nachhaltigkeit ist dabei die faire Entlohnung jedes Akteurs entlang der Wertschöpfungskette. Ein Schlüsselaspekt dieses Engagements ist das Konzept des Living Wage, des existenzsichernden Lohns. Der Living Wage wird gezahlt, wenn Arbeitnehmende ein Entgelt erhalten, das ausreicht, um ihnen und ihrer Familie einen angemessenen Lebensstandard an ihrem Wohnort und zum gegebenen Zeitpunkt zu ermöglichen. Zu einem angemessenen Lebensstandard gehören Nahrung, Wasser, Wohnung, Bildung, Gesundheitsfürsorge, Transport, Kleidung und andere wesentliche Bedürfnisse, einschließlich der Vorsorge für unerwartete Ereignisse.
Existenzsichernder Lohn: Die Wurzeln von Living Wage
Das Konzept des „Living Wage“, also eines existenzsichernden Lohns, hat seine Wurzeln in der Arbeiterbewegung gegen Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts. Die Idee eines Lohns, der ausreicht, um ein menschenwürdiges Leben zu führen, wurde von verschiedenen sozialen Bewegungen, Gewerkschaften und sozialreformerischen Gruppen aufgegriffen. Einer der ersten dokumentierten Vorschläge für ein solches Konzept stammt von der Sozialreformerin und Ökonomin Florence Kelley, die sich Ende des 19. Jahrhunderts in den USA für die Einführung von Mindestlöhnen einsetzte, um die Armut zu bekämpfen. Kelley und andere Aktivisten dieser Zeit argumentierten, dass Löhne nicht nur ausreichen sollten, um die grundlegenden Bedürfnisse zu decken, sondern auch, um Arbeitnehmenden und ihren Familien ein angemessenes Lebensniveau zu ermöglichen.
Gründung der Living Wage Foundation
Im Vereinigten Königreich wurde die „Living Wage Foundation“ im Jahr 2001 gegründet und hat seitdem eine zentrale Rolle bei der Förderung des Living-Wage-Konzepts gespielt. Ihre Aufgabe besteht darin, Unternehmen zu akkreditieren, die sich verpflichten, ihren Mitarbeitenden einen Lohn zu zahlen, der die realen Lebenshaltungskosten abbildet. Das Konzept des Living Wage ist also nicht auf eine einzelne Person oder eine spezifische Zeit zurückzuführen, sondern hat sich aus einer breiten sozialen Bewegung entwickelt, die sich für Gerechtigkeit und menschenwürdige Arbeitsbedingungen einsetzt. Es spiegelt das Bestreben wider, soziale Ungleichheiten zu verringern und sicherzustellen, dass alle Arbeitnehmenden von ihrer Arbeit leben können.
Global Living Wage Coalition
Der nächste wichtige Schritt bei der steigenden Wahrnehmung der Bedeutung von existenzsichernden Einkommen und Löhnen war die Gründung der Global Living Wage Coalition (GLWC) im Jahr 2013. Sie ist ein Zusammenschluss mehrerer internationaler Organisationen, die sich zum Ziel gesetzt haben, das Konzept des existenzsichernden Lohns weltweit zu fördern und zu standardisieren. Zu den führenden Mitgliedern der GLWC gehören unter anderem das Anker Research Institute, Fairtrade International, ISEAL, SAI sowie die Rainforest Alliance. Die Global Living Wage Coalition bringt damit Expertise aus verschiedenen Bereichen zusammen, darunter Arbeitsrecht, nachhaltige Entwicklung und soziale Gerechtigkeit.
Living Wage vs. Mindestlohn
Was unterscheidet ein Living Wage von einem Mindestlohn? Mindestlohn und Living Wage haben die gleichen Ziele. Dies führt oft zu einer gewissen Verwirrung zwischen den beiden Konzepten, die in Wirklichkeit recht unterschiedlich sind. Der Mindestlohn ist ein gesetzliches Konstrukt, das politisch von der jeweiligen Regierung festgesetzt wird, während der existenzsichernde Lohn derzeit eine freiwillige Initiative ist. Der Living Wage geht in der Regel über das hinaus, was gesetzlich als Mindestlohn festgelegt ist. Es ist vielmehr der Lohn, der ausreicht, um Mitarbeitenden und ihren Familien einen angemessenen Lebensstandard zu ermöglichen. Dies beinhaltet die Deckung aller lebensnotwendigen Ausgaben wie Wohnen, Ernährung, Bildung, Gesundheitsversorgung sowie ein kleines Polster für unvorhergesehene Ausgaben. Der Ansatz umfasst dabei, dass die Löhne lokal erfasst und geprüft werden, um den tatsächlichen Lebenshaltungskosten gerecht zu werden.
„Die Vergütung, die ein Arbeitnehmer an einem bestimmten Ort für eine Standardarbeitswoche erhält, sollte ausreichend sein, um einen angemessenen Lebensstandard für den Arbeitnehmer und seine Familie zu ermöglichen. Elemente eines angemessenen Lebensstandards umfassen Nahrung, Wasser, Unterkunft, Bildung, Gesundheitsversorgung, Transport, Kleidung und andere wesentliche Bedürfnisse sowie Vorsorge für unvorhergesehene Ereignisse.“ – Definition der GLWC.
Welche Vorteile bieten existenzsichernde Löhne Unternehmen?
Es gibt verschiedene Gründe für ein Unternehmen, einen existenzsichernden Lohn zu zahlen. Einige motiviert der Wunsch, den UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte zu folgen und sich für einen menschenwürdigen Lebensstandard einzusetzen, andere zielen darauf ab, zur Erreichung der UN-Nachhaltigkeitsziele beizutragen. Diese beinhalten die Beendigung der Armut und den Zugang zu angemessener Arbeit, was existenzsichernde Einkommen und Löhne einschließt. Doch auch bei wirtschaftlicher Betrachtung kann der Einsatz für eine menschenwürdige Vergütung für Unternehmen sinnvoll sein:
- Steigerung der Standortattraktivität von multinationalen Unternehmen, die sich um Fragen des existenzsichernden Lohns sorgen.
- Steigerung von Produktivität und Senkung der Produktionskosten durch die Reduktion der Fluktuation der Arbeitskräfte.
- Gewinnung qualifizierter Arbeitskräfte.
- Steigerung von Mitarbeiterzufriedenheit und Engagement.
- Weniger Fehlzeiten aufgrund von Krankheit und höhere Produktivität dank des existenzsichernden Lohns, der eine angemessene Ernährung und Wohnsituation gewährleistet.
Was sind die größten Herausforderungen bei der Implementierung eines existenzsichernden Lohns?
Die Einführung eines existenzsichernden Lohns ist keine leichte Aufgabe, sondern bedarf einer langfristigen und individuellen Strategie. Es gibt diverse Herausforderungen, die aufgrund der vielfältigen individuellen Gegebenheiten in den verschiedenen Branchen, Geografien und Lieferketten entstehen. Nur weil in einem Fall eine Lösung für die Zahlung eines existenzsichernden Lohns gefunden wurde, bedeutet das nicht, dass das Gleiche auch anderswo funktionieren würde. Das stellt eine Herausforderung für diejenigen dar, die nach einer Lösung für einen existenzsichernden Lohn suchen, da sie die Erfahrungen aus anderen Projekten oftmals nicht effektiv auf sich übertragenkönnen.
Um einen existenzsichernden Lohn zu erreichen, muss jeder Akteur in der Lieferkette, einschließlich Einzelhändler, Zulieferunternehmen, Gewerkschaften, Arbeitsgruppen, Branchenorganisationen, Regierungen, Zivilgesellschaft und Wissenschaft, den existenzsichernden Lohn in seinem eigenen Kapazitätsbereich unterstützen. Dieses Verständnis für eine Mitverantwortung zu schaffen, ist der Schlüssel zur erfolgreichen Implementierung.
Umsetzung des Living Wage
Trotz der Herausforderungen haben wir uns bei Port International entschieden, uns konkret für das Ziel eines existenzsichernden Lohns zur Ermöglichung eines angemessenen Lebensstandards zu engagieren. Ein konkretes Beispiel unseres Engagements zeigt sich in der Dominikanischen Republik, wo wir Lohnlücken mit Gutscheinen für lokale Supermärkte schließen. Diese Initiative stellt sicher, dass unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und ihre Familien ihre Grundbedürfnisse decken können. Aktuell arbeiten wir daran, dass bis 2030 an allen unseren Produktionsstätten für Bananen existenzsichernde Löhne gezahlt werden.
Die Rolle des Living Wage in unserer Nachhaltigkeitsstrategie
Das Konzept des Living Wage ist tief in unserer Nachhaltigkeitsstrategie verankert. Wir verstehen, dass langfristige Partnerschaften, die auf Vertrauen, Transparenz und Fairness basieren, essenziell sind, um sowohl ökologische als auch soziale Nachhaltigkeit zu fördern. Unsere Bemühungen im Bereich des Living Wage ergänzen unser Engagement für den Umweltschutz. Dazu gehören zum Beispiel die Reduzierung von CO₂-Emissionen, die Förderung nachhaltiger Anbaupraktiken und die Teilnahme an Programmen für nachhaltiges Wassermanagement.
Wir sind stolz darauf, mit unserem Einsatz für existenzsichernde Löhne zu den Pionieren in der Obst- und Gemüsebranche zu gehören. Unsere Audits zeigen, dass die meisten unserer Produktionsstätten bereits Living Wage zahlen, und wir sind fest entschlossen, alle bestehenden Lücken zu schließen. Wir glauben, dass dieses Engagement nicht nur die Lebensqualität unserer direkten Partner verbessert, sondern auch langfristig positive Auswirkungen auf die gesamte Branche haben wird.
Wir laden euch ein, mit uns auf diese Reise zu einem nachhaltigeren und gerechteren Morgen zu gehen. Bei Port International verstehen wir, dass wahre Nachhaltigkeit die Anerkennung und Wertschätzung jedes Einzelnen in unserer Lieferkette erfordert. Gemeinsam können wir eine Zukunft gestalten, in der jeder ein faires und würdevolles Leben führen kann.