Fairer Lohn für faire Bananen: Unser Living-Wage-Projekt bei der Cana Group

Um die Zahlung existenzsichernder Löhne sicherzustellen, führen wir zusammen mit einem unserer Kunden seit Ende 2021 ein Living-Wage-Projekt bei unserem Produzenten Cana Group in der Dominikanischen Republik durch. Wie das genau läuft, erfahrt ihr hier.

Living Wage Der Weg zum existenzsichernden Lohn

Living Wage (zu Deutsch: existenzsichernder Lohn) ist ein Konzept, das es Unternehmen ermöglichen soll, auszurechnen, welchen Lohn ein:e Arbeitnehmer:in erhalten müsste, um einen angemessenen Lebensstandard halten zu können. Vom Living Wage sollen Arbeitnehmende und ihre Familien ihre grundlegenden Bedürfnisse wie Nahrung, Unterkunft, Gesundheitsversorgung und Bildung bedienen können und zudem über eine gewisse finanzielle Sicherheit für unvorhergesehene Ereignisse verfügen. So soll nicht nur ihre physische Existenz, sondern auch die soziale und kulturelle Teilhabe an der Gesellschaft gewährleistet werden.

Der gesetzliche Mindestlohn liegt in vielen Ländern unter dem eigentlichen Living Wage, weshalb Arbeitnehmende – sofern der gesetzliche Mindestlohn eingehalten wird – trotzdem weniger verdienen, als sie für einen angemessenen Lebensstandard benötigen. Dieses Problem wird gerade in der Landwirtschaft besonders deutlich, denn über die Hälfte der von extremer Armut betroffenen Menschen weltweit arbeitet in landwirtschaftlichen Lieferketten.

Der Living Wage kann hier helfen. Im Gegensatz zum Mindestlohn berücksichtigt er die tatsächlichen Lebenshaltungskosten in einer bestimmten Region und zu einem möglichst aktuellen Zeitpunkt, sodass der ausgezahlte existenzsichernde Lohn zum einen alle Kosten für einen angemessenen Lebensstandard individuell deckt und zum anderen durch die möglichst individuelle Abstimmung auf die Region des Arbeitnehmenden sicherstellt, dass eine Existenzsicherung gewährleistet wird.

Unser Fairtrade-Bananenproduzent Cana Group

Um die Zahlung angemessener Löhne entlang unserer Bananen-Wertschöpfungskette sicherzustellen, haben wir uns Ende 2021 zusammen mit einem Kunden aus dem Lebensmitteleinzelhandel zusammengetan, um ein gemeinsames Living-Wage-Projekt bei einer Finca der Cana Group, einem unserer Bananen-Produzenten in der Dominikanischen Republik, umzusetzen.

Gelegen in der Region Mao, verfügt die Cana Group über 337 Hektar Anbaufläche und beschäftigt mehr als 450 Angestellte. Wöchentlich importieren wir rund acht Container Fairtrade- und Bio-Fairtrade Bananen von der Cana Group nach Europa, was sie zu einem unserer wichtigsten Bananen-Produzenten macht.

Die Umsetzung unseres Living-Wage-Projektes

Nachdem die Entscheidung für unseren Produzenten gefallen war, galt es, einen Umsetzungsplan für das Living-Wage-Projekt zu entwickeln. Im ersten Schritt setzte sich unser Kunde dafür mit Fairtrade und der Zertifizierungsgesellschaft FLOCERT zusammen und arbeitete in enger Zusammenarbeit eine Vorgehensweise zur Berechnung und Verifizierung des Living Wage vor Ort aus.

Im Jahr 2022 starteten wir dann mit der Cana Group in die Projektumsetzung. Hierfür wurde zunächst die Lohnrealität bei der Cana Group berechnet. Nach einer ausführlichen Schulung unseres Produzenten zum Living-Wage-Konzepts durch den IDH stellte dieser alle relevanten Informationen zur Berechnung der Gehälter zur Verfügung. Auf Basis dieser Informationen wurden dann die tatsächlichen Lohnstandards errechnet. Um diese zu verifizieren, erfolgte eine manuelle Prüfung der Unterlagen und der Abgleich mit den Lohndaten des Produzenten. Zudem führten die FLOCERT-Auditoren vor Ort Audits durch.

Im Anschluss daran wurde der Living-Wage-Gap der Region mithilfe der IDH-Gehaltsmatrix ermittelt. (Wie genau das funktioniert, erfahrt ihr in diesem Blogbeitrag.) Tatsächlich wurde hierbei ein Living-Wage-Gap bei unserem Produzenten identifiziert. Wir wussten also, dass wir Maßnahmen ergreifen müssen, um den tatsächlichen Lohn an den lokalen Living Wage anzupassen.

Zur Anpassung der Löhne gibt es unterschiedlichste Möglichkeiten, von Gehaltserhöhungen über Boni bis hin zu Sachzahlungen. Nach ausführlichen Überlegungen entschieden wir uns gemeinsam mit der Cana Group dafür, monatliche Lebensmittelgutscheine für einen lokalen Supermarkt in Höhe der Lohnlücke an die Mitarbeitenden zu verteilen. Gutscheine haben insbesondere den Vorteil, dass sie personalisiert und einem konkreten Zweck zugewiesen sind, wodurch sichergestellt werden kann, dass sie für die Erfüllung eines Aspektes des Living Wage eingesetzt und nicht zweckentfremdet werden.

2023 begann die Cana Group erstmalig mit der Ausgabe personalisierter Lebensmittelgutscheine und konnten das bestehende Living-Wage-Gap auf der Finca dadurch schließen. Der Einsatz der Lebensmittelgutscheine wurde während des Audits von FLOCERT anerkannt und wird auch weiterhin regelmäßig überprüft.

Living-Wage-Projekt abgeschlossen: Unser Fazit

24 Monate läuft unser Living-Wage-Projekt mit der Cana Group nun schon. Unser Ziel ist es, auftretende Lohnlücken auch künftig zu schließen, sodass allen Angestellten ein angemessener Lohn gezahlt wird. Dass dieses Projekt erfolgreich ist, ist nicht zuletzt dem engen Austausch mit der Cana Group, unserem Kunden, dem IDH, Fairtrade und FLOCERT zu verdanken. Der organisatorische und bürokratische Aufwand hinter einem solchen Projekt ist mit Sicherheit nicht zu unterschätzen, aber mit guter und intensiver Zusammenarbeit ist es machbar – und den Aufwand vollends wert.

So geht unser Living-Wage-Engagement weiter

Lieferketten sind dynamisch, unterliegen unterschiedlichsten Einflussfaktoren und umfassen eine Vielzahl von Akteuren. Dies macht Living-Wage-Projekte wie unseres zu einer komplexen Herausforderung für alle Beteiligten. Unser Projekt bei der Cana Group war ein erfolgreicher erster Schritt im Einsatz für angemessene Löhne entlang unserer Lieferkette.

„Das Living-Wage-Projekt mit unserem Partner Cana Group hat uns gezeigt, dass wir gemeinsam großes bewirken und damit viele Menschen erreichen können. Mit unseren fundierten Kenntnissen und fester Überzeugung werden wir zukünftig daran arbeiten, bei all unseren Bananenlieferanten die Lohnlücken bis spätestens 2030 zu schließen.“

Vanessa Trapp – Head of Procurement Bananas bei Port International

Da nach unseren aktuellen Erkenntnissen an 83 % der von uns geprüften Bananenproduktionsstandorte ein Living Wage gezahlt wird, haben aber auch wir noch viel zu tun, um wirklich faire Lohnbedingungen entlang unserer Wertschöpfungskette sicherzustellen. Um zielgerichtet und langfristig erfolgreich Lohnlücken entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu schließen, braucht es eine gut durchdachte Strategie und viele Ressourcen. Daran arbeiten wir intensiv und sind motiviert, bis spätestens 2030 den Living Wage für alle unsere Bananenproduzenten umzusetzen.

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